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2022

12.07.2022

Und wieder ist eine Woche ins Land, respektive ins Wasser gegangen, in der wir immer noch im Heimathafen festliegen. Nicht so ganz fest, denn der Skipper hat sich gestern mal überwunden und ist in die Hobenbucht gefahren. Draußen strahlemann Wetter, viel Sonne und wenig Wind. So richtig dazu geeignet,den Anker auf 3m Wassertiefe fallen zu lassen, mal eine Runde um das Boot zu schwimmen und mit einem Schwamm das Unterwasserschiff zu reinigen. Wenig Bewuchs, das Log wieder in die richtige Position gebracht und von kleinen Pocken befreit. Herrlich warmes Wasserin dem der Skipper für fast eine Stunde herum schwamm. 

Dann die noch fehlende Schraube an der Halterung für den neuen Elektromotor angrebracht und die Badeplattform zwischen den Teakleisten mit erster Farbe versehen.Muss abernoch mal übergestrichen werden, um die Unebenheiten etwas auszugliechen.

Die Admiralin hat einen Arzttermin und wird morgen wieder an Bord kommen.

Vielleicht schaffen wir es wirklich, nach der Beerdigungsfeier für Freund Holger am Wochenende die  Leinen für eine längere Reise zu lösen. 

Ausgestattet dafür sind wir schon seit 14 Tagen. Wenn da nicht immer irgendwelche Termine dazwischen kommen würden....

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 Unnd dann war da noch die Anfrage, ob wir nicht mal darüber berichten wollen, wie wir früher mit unserem Boot zur Ostsee gekommen sind.......

 

Eine Fahrt an die Ostsee

 

Es ist noch etwas frisch an diesem Freitag vor Pfingsten 1987. Es ist ja auch erst kurz nach 0600 Uhr an diesem diesigen Tag.

Das Segelboot TAHEHA, eine 9,50 m lange WIBO aus Stahl, liegt mit gelegtem Mast vor der Mündung des Kanals in die Unterhavel bei Berlin-Spandau, fertig gepackt für eine längere Reise. Auf Steuerbordseite der kleine -auf Backbord der große Stößensee. Der Skipper und ein befreundeter Motorbootfahrer wollen auch in diesem Jahr wieder das Boot für 5 Wochen Urlaub über die Havel, die Elbe und den Elbe-Lübeck-Kanal in Richtung Ostsee bringen.

Eigentlich könnten sie diesen Weg mit ihrem Boot unter eigener Maschine zurücklegen, aber die Behörden der DDR lassen keinen Sportbootverkehr aus Westberlin über die Wasserstraßen der DDR in Richtung Bundesrepublik zu.

Mehr noch, es dürfen nur maximal 2 Personen an Bord der Sportboote sein, sodass nicht einmal die Frau und die beiden Söhne des Skippers an dieser Schleppfahrt teilnehmen können.

Für die gilt es per Bahn nach Büchen zu fahren, wenn von Bord der TAHEHA die Ankunft gemeldet wird.

Aber soweit ist es noch nicht.

Gegen 0630 Uhr taucht der Bug der HEIMATLAND aus dem Kanal auf. Mit dem Schiffsführer des ca. 60 m langen Partikulärs (ein auf eigene Rechnung fahrendes Binnenschiff) hatte die Mannschaft der TAHEHA verabredet, ins Schlepp gehen zu können. Aber auch die PÜMMI, ein Kajütmotorboot, nimmt Kurs auf die HEIMATLAND und will offensichtlich auch das Binnenschiff als Schlepper nutzen.

Jetzt muss alles schnell gehen, der Mann auf dem Vorschiff von TAHEHA muss die 50 m lange Schleppleine zielgenau in Richtung Heck des mit langsamer Fahrt vorausfahrenden Schleppschiffes übergeben.

Dazu muss das Sportboot möglichst dicht in dessen Schraubenwasser unter dem Heck manövriert, die schwere Leine nach Möglichkeit in einem Versuch dem am Heck des Schleppschiffes wartenden Bootsmann zugeworfen und nach Übergabe der Schleppleine schnell wieder abgedreht werden. Dabei muss die Eigengeschwindigkeit des Sportbootes so groß sein, dass die Leine langsam stramm kommt und nicht ins Schraubenwasser gerät.

 

Das Manöver gelingt und auch die PÜMMI hängt bald achteraus seitlich etwas versetzt hinter der TAHEHA an dem nun Fahrt aufnehmenden Schleppschiff. Bei ca. 5Kn Fahrt gleiten der Grunewald, sein markanter Turm auf der Höhe, die Insel Lindwerder und später der Wannsee an uns vorbei.

Die Anspannung der vorangegangenen Manöver fällt langsam von uns ab; wir genießen die Rauschefahrt, vorbei an der auf DDR Gebiet stehenden Sakrower Kirche in Richtung auf den ersten DDR Kontrollpunkt im Sakrow Paretzer Kanal.

Schon von weitem kann man die hohen Zäune und den vielen Stacheldraht sehen. Auf beiden Seiten des Kanals stehen Wachtürme der Grenzbrigade, von denen die Wachsoldaten bis weit nach Westberlin sehen können. Mit laufenden Motoren liegen zwei schwer bewaffnete Schnellboote an der Mole, jederzeit bereit, bei besonderen Vorfällen eingreifen zu können.

Quer über das Fahrwasser ist eine dicke Stahltrosse gespannt, die erst kurz vor Einlaufen des Schleppverbandes in die „Güst“ ( Grenz-Überwachungs-Stelle) auf den Grund des Kanals abgesenkt wird. Kaum ist diese Stelle passiert, wird die Trosse sofort wieder gespannt. Hier kommt niemand ungesehen durch

Das Schleppschiff macht an den Dalben dicht am Ufer fest, die beiden Sportboote gehen auf Seite. Auf den Vorschiffen werden die Schleppleinen sauber aufgeschossen, um beim Abfahren ohne Probleme wieder anbinden zu können.

Beamte der Volkspolizei, Mitglieder der Grenztruppen der DDR, kommen an Bord, werfen prüfende Blicke in das Bootsinnere und eine etwas umständliche Prozedur beginnt:

Wie viele Personen sind an Bord? (blöde Frage, denn mehr als zwei Mannschafts-mitglieder dürfen ja gar nicht mitfahren)

Führen sie Waffen oder genehmigungspflichtige Waren an Bord? (Wir wissen nicht, welche Waren genehmigungspflichtig sind. Oder zählen schon unsere Bootsmesser zu den Waffen?

Haben sie eine Funkanlage an Bord? Ja.

(Natürlich haben wir eine Seefunkstation an Bord, die wir aber auf dem Gebiet der DDR nicht benutzten dürfen. Und für dieses „Nicht Nutzen Dürfen“ müssen wir auch 15,00 DM extra bezahlen!)

Haben sie Tiere an Bord? Nein. (Unsere Bootskatze LISA muss diesmal daheim bleiben und soll zusammen mit der Familie Bahnfahren kennen lernen)

Nach umständlichem Ausfüllen eines Transitpapieres mit einer Vielzahl von anzukreuzenden Kästchen, dem Zahlen der Transitpauschale in Höhe von 5,00 DM und den Gebühren für die Seefunke werden viele Stempel auf das Papier gedrückt und wir sind gnädig entlassen.

Wir dürfen in die DDR einreisen!

Die HEIMATLAND löst sich langsam wieder von den Dalben und wir Sportbootfahrer werden ausdrücklich darauf hingewiesen, sofort wieder die Schleppverbindung herzustellen.

Also wiederholt sich das Manöver der Schleppleinen-Übergabe; langsam gleiten wir den Kanal entlang der Einmündung der Havel entgegen.

In der Ferne kann man auf Backbordseite die Türme von Potsdam sehen. In unregelmäßigen Abständen tauchen an den Ufern kleinere und größere Dörfer in der märkischen Landschaft auf. Ab und zu winken uns Angler aus ihren neben dem Fahrwasser dümpelnden Booten zu, von den wenigen Sportbooten auf der Havel gehen Grüße hin und her.

Gemütlich ist es an Bord eines geschleppten Bootes. Bei einer Tasse heißem Kaffee genießen wir die Sonne des schönen Frühlingstages.

Voraus taucht die große Vorstadtschleuse bei Brandenburg auf.

Eigentlich dürfen die im Schlepp fahrenden Sportboote ihre Leinenverbindung zum Schleppschiff nicht lösen, aber die HEIMATLAND muss die in der Schleusenkammer notwendigen Manöver ohne störenden Anhang fahren können. So werden kurz vor Einlaufen in die Schleusenkammer verbotenerweise die Schleppleinen gelöst.

Das Schleusenpersonal sieht großzügig über diesen Bruch der Bestimmungen hinweg.

Wir haben auf der gesamten Fahrt den Eindruck, dass auf den Binnengewässern der DDR ein recht ruhiges Miteinander herrscht.

Zusammen mit einem weiteren Binnenschiff werden wir etwa 2 m abgesenkt und schon öffnen sich die unteren Schleusentore wieder. Langsam gleitet die HEIMATLAND aus der Schleusenkammer, nimmt Fahrt auf und es wiederholen sich die Leinenmanöver zu den

Sportbooten; jetzt schon sicherer, weil bereits mehrfach geübt

Wir werden durch den für andere Sportboote gesperrten Silo Kanal vorbei an den qualmenden Schornsteinen des Walzwerkes Brandenburg geschleppt und erreichen die seeartigen Erweiterungen der Havel bei Plaue.

Unter der Autobahnbrücke und der Stadtbrücke hindurch, immer weiter die Havel hinunter, geht unsere Reise in Richtung Schleuse Bahnitz.

Die Leinenmanöver vor und hinter der Schleuse klappen auch hier problemlos.

Wieder auf der freien Havel genießen wir den Blick aus der Froschperspektive auf die Wiesen und Weiden am Ufer, die grasenden Kühe, staunen über die vielen im Wasser stehenden Graureiher und die großen Gruppen von Blesshühnern, die man hier Lietzen nennt.

Hier und da zweigen nicht befahrbare schilfbestandene Altarme der Havel ab.

Ab und zu wird ein Campingplatz am Ufer sichtbar, von dem freundliche Grüße zu den langsam vorbeifahrenden Booten geschickt werden.

 Wir erreichen die Schleuse Rathenau. Die ist schon etwas Besonderes: Die Schleusenkammer hat nach innen gerichtete schräge Wände, sodass die Schiffe bei absinkendem Wasserstand aufpassen müssen, nicht an den Wänden entlang zu schrapen.

Aber wir liegen ausnahmsweise auf Seite der HEIMATLAND und bekommen von den Problemen nichts mit.

Die Schleusentore öffnen sich und die Fahrt geht weiter durch die märkische Landschaft. Felder, Wiesen und Weiden, ab und zu die Kirchtürme kleiner Ortschaften in der Ferne.

Plötzlich wird die Fahrt immer langsamer und unser Schleppschiff liegt ohne Motorenantrieb in der wenn auch geringen Strömung der Havel. Langsam dreht sich der Bug stromaufwärts und der Anker fällt ins Wasser.

Die Sportboote machen hintereinander an der Bordwand fest, und wir erfahren vom Schiffsführer, daß das Schwungrad am Motor gebrochen sei.

An eine Weiterfahrt ist nicht zu denken.

Als es dunkel wird, machen wir mitten im Strom liegend Petroleumlampen an, um vorbeifahrende Schiffe auf die besondere „Breite“ unseres Binnenschiffes aufmerksam zu machen.

Wie aus dem Nichts tauchen zwei Wachboote der Wasserschutzpolizei auf und machen an der HEIMATLAND fest.

Der Schiffsführer erläutert den Beamten die Situation: Der Motorschaden ist hier nicht zu beheben!

Klare Anweisungen der Beamten:

Das Schiff muss in der Mitte des Fahrwassers vor Anker liegen bleiben!

Die Sportboote müssen an der Seite des Schleppschiffes festgemacht liegen bleiben!

Das Betreten der Ufer durch die Schiffs- und Bootsbesatzungen ist verboten!

Endet hier unsere Reise?

Täglich wechselnd liegen jeweils vor und hinter dem Schleppverband 2 Wachboote der DDR.

Die Besatzungen der Sportboote und des Schleppschiffes setzen sich bei Bier und guter Laune zusammen. Es wird gegrillt, geklönt und über die Möglichkeiten diskutiert, wie das Problem gelöst werden könne.

Dann kommt über Funk die Information, dass ein Schubschiff der Deutschen-Binnen-Reederei aus Berlin unterwegs sei, das den Havaristen in Richtung Havelberg und über die Elbe in Richtung Hamburg schieben soll.

Also abwarten und Nerven behalten.

Nach drei Tagen wird es plötzlich ungemütlich. Der Bootsführer der PÜMMI, ein stämmiger Bauschieber, hängt sich auf den Schwenkbaum der HEIMATLAND und dreht diesen gen Ufer. (Diese Schwenkbäume, eine Art von einfachem Kran, sind bei fast allen Binnenschiffen an Bord, um die Besatzung vom Schiff auf die meist schrägen Böschungen der Kanalufer übersetzen zu können.)

Sehr deutlich erregt zieht er seine Hosen herunter und brüllt lauthals: „Ich scheiße auf die DDR! Ich brauche was zu fressen! Unser Brot ist verschimmelt und meine Frau hat einen Nervenzusammenbruch!!! “

Es kommt Bewegung in die ansonsten regungslos vor und hinter dem Schleppverband liegenden Wachboote. Aufgeregte Polizisten und Wachsoldaten springen ans Ufer und versuchen, den erregten Mann zu beruhigen.

Ohne dass es die Mannschaften der Wachboote wahrnehmen konnten, hatten wir in der Zwischenzeit die Funkfrequenz unserer Bewacher herausgefunden und hörten nun deren aufgeregten Funkverkehr mit.

Binnen kurzer Zeit kommt ein Mitglied der DDR Grenztruppen über das Feld und diskutiert erst mit den Wächtern, dann mit uns, wie man die Situation klären könnte.

Aus dem naheliegenden Ort, deren Bewohner längst erkannt hatten, in welcher Situation wir uns befanden, kommt ein Trabbi angefahren. In diesem soll je ein Mannschaftsmitglied in das nahe gelegene Havelberg gefahren werden, um dort Lebensmittel einzukaufen.

Natürlich muss erst wieder harte DM West eingetauscht werden, die selbstverständlich ohne Ausstellung einer Quittung von dem Trabbifahrer entgegen genommen wird.

Die anderen Bootsbesatzungen marschieren unter Begleitung des Soldaten in den nahen Ort. Dort gibt es tatsächlich einen kleinen „Laden“,i n dem z.B. an einer Leine an der Decke mehrere Würste hängen.

Bitte davon 5 Stück!“ lautet die erste Bestellung. Unter lautem Lachen wird uns

Wessis“ klar gemacht, dass in diesen Würsten Bohnerwachs aufbewahrt wird!

Aber wir bekommen dann doch noch Brot und etwas Käse und gehen unter Bewachung zurück zu unseren Booten.

Etwas später kommt auch der Trabbi zurück und die Mitfahrer bringen Wurst, Brot und Käse mit.

Verhungern werden wir also nicht.

Aber es vergehen weitere 2 Tage, an denen wir auf die Ankunft des Schubschiffes

warten.

In der Zwischenzeit waren weitere Binnenschiffe aus Berlin, die im Interzonenverkehr unterwegs waren, an uns vorbei gefahren.

Bei uns kommt die Idee auf, an einem dieser Schiffe anzubinden, um unsere Fahrt so fortzusetzen.

Schnell aber wird uns von einem der Bewacher klargemacht, dass wir als „Ladung“ der HEIMATLAND gelten und nicht innerhalb der Transitreise „ umgeschlagen“ werden dürfen.

D..h. wir dürfen unser Schleppschiff nicht verlassen!

Da eine Kommunikation mit unseren Familien in Berlin nicht möglich war, warfen wir einem der vorbeifahrenden Schiffe einen Ball an Bord, auf den wir die Bitte geschrieben hatten, unsere Familien telefonisch über unsere Situation zu informieren.

(Das hat, wie wir später erfuhren, auch prima geklappt.)

Mit unserer Einreise in die DDR vor 4 Tagen, waren wir praktisch verschollen, und niemand daheim wußte, was mit uns passiert war.

Aber dann kommt die BISON, ein Schubschiff mit 3 Mann Besatzung. Leider haben wir nicht fotografiert, wie auf dem kantigen Bug eine Bierflasche neben der anderen zur Begrüßung aufgereiht war!

Bevor die Stahlseile an dem Heck voran liegenden Havaristen befestigt werden, müssen erst einige Bierflaschen geöffnet werden.

Am nächsten Morgen sollte der nun als „Schubverband“ gekennzeichnete Konvoi sich in Richtung Schleuse Gartz und schlussendlich Havelberg in Bewegung setzen.

Aber zwischen den Wachbootmannschaften und der Crew der BISON wurde heiß darüber diskutiert, ob die Sportboote unabhängig von dem Schubverband frei fahren oder angebunden bleiben sollten.

Die Vertreter der DDR Obrigkeit bestehen darauf, dass westberliner Sportboote sich nicht frei auf den Gewässern der DDR bewegen dürfen!

Die Mannschaft der BISON besteht darauf, dass die Sportboote sich nicht an den Schubverband anbinden dürfen, weil die Manövrierfähigkeit stark beeinträchtigt wird.!

Es dauert eine Weile (und wir hören verbotenerweise einige hektische Funksprüche mit)

während der die BISON ihre Maschinen mit dem Hinweis darauf abschaltet, keine Verantwortung für den Schubverband übernehmen zu können, wenn die Sportboote sich dranhängen würden.

Der Klügere gib nach ?!

Fazit: Wir dürfen fortan mit leichtem Abstand mit eigener Kraft hinter dem Schubverband herfahren!

Das Schleusenmanöver in Gartz klappt dank der frei fahrenden Sportboote reibungslos. Gegen Abend wird im Unterwasser der Schleuse Havelberg festgemacht.

Unsere Nerven sind leicht angespannt, als die Mannschaft der BISON festlegt, dass wir – da es sich in Havelberg um eine sogenannte Freigangsstelle bis 2400 Uhr handele-doch gemeinsam in das Restaurant zur Stadt Havelberg gehen sollten.

Das Restaurant ist rappelvoll. Aber um 2300 Uhr wird offiziell geschlossen und auch wir wollen zurück auf unsere Boote.

Aber der Wirt kennt offensichtlich die Mannschaft der Bison und eine Flasche Reidemeister Doppelkorn wird auf den Tisch gezaubert und nach und nach geleert.

Es ist schon etwa 0200 Uhr, als wir laut singend untergehakt den Weg zur Schleuse zurück torkeln.

Dort erwartet uns ein sichtlich ungnädiger Polizist, bei dem wir zu Beginn unseres Ausfluges unsere Ausweise hatten hinterlegen müssen.

Wir „Wessis“ sind recht kleinlaut, nicht wissend wie ,das Ganze ausgehen würde.

Aber der Schiffsführer der BISON zeigt lallend auf seine Armbanduhr und erklärt kategorisch, es sei jetzt genau 2400 Uhr. Zur Verstärkung seiner Aussage bestätigen die beiden anderen Mannschaftsmitglieder, dass das genau Tatsache sei. 2400 Uhr!!!

Da ginge wohl die Uhr des Polizisten falsch! Und das wird ihm deutlich gemacht, indem sie nachdrücklich auf seine und ihre Uhren zeigen.

Der Polizist gibt ob der Übermacht (er ist alleine) nach, händigt unsere Papiere aus und verschwindet in seiner Hütte.

Morgens um 0600 Uhr werden wir ohne jegliche Umstände geschleust. Die Fahrt des Schubverbandes, dahinter frei fahrend die beiden Sportboote, führt ab hier die Elbe hinunter. Flussabwärts wird es eine flotte Fahrt und schon am nächsten Tag dreht unser Schubverband elbaufwärts und wirft den Anker inmitten des Fahrwassers. Die Sportboote machen wieder auf Seite fest.

Die GÜST Boizenburg ist die letzte Kontrollstelle auf DDR Gebiet an der mittleren Elbe.

Ein Wachboot kommt bei strömendem Regen herangefahren. Während ein Hundeführer der Grenztruppen die HEIMATLAND von oben bis unten untersucht, werden die beiden Sportboote ebenso gründlich in die Mangel genommen.

Die Frage, warum wir uns so lange im Bereich der DDR aufgehalten hätten, überhören wir beflissentlich.

Nach fast 2 Stunden geht es ankerauf. Der Schubverband fährt, jetzt die Sportboote wieder an der Schleppleine, die wenigen Kilometer flussab in die Bundesrepublik, bis nach Lauenburg.

Hier endlich können die Leinen endgültig gelöst werden und die beiden Boote fahren mit eigener Kraft in den Unterbereich der Schleuse Lauenburg ein.

Unsere Odyssee ist zu Ende.

Bis Lübeck liegen nur noch die 7 Schleusen des sehr idyllisch in die Endmoränenlandschaft von Schleswig Holstein eingebetteten Elbe-Lübeck-Kanals vor uns. Nach weiteren 15 km auf der Trave erreichen wir die Ostsee bei Travemünde.

PS:

Das mit der Familie am Bahnhof von Büchen klappte auch und der Urlaub auf der Ostsee konnte, wenn auch um 6 Tage verspätet, beginnen.

 

Für die Heimreise müssen wir wieder ein Schleppschiff finden, das uns hoffentlich ohne größere Vorfälle wieder nach Berlin bringen sollte.

 

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September 2022

Wie schon befürchtet, sind wir in diesem Jahr wieder einmal nicht weit weg gefahren. Mal bis Travemünde, um den Ausbau des neuen Hafens im Bereich des Alten Stroms zu begutachten.

Mit der ersten Aufahrt der Schiffe zu Beginn der Hanse Sail schnell wieder weg aus dem ganzen Trubel. Kurz mal wieder in die Trave.... Same procedur as last year.

Aber für 2023 werden wieder die üblichen Pläne geschmiedet, die dann zum größten Teil doch nicht ungesetzt werden.

Der Skipper hat sich mit Bravour in die Tätigkeit des Vorsitzenden des Aufnahmeausschusses des YCW gestürzt und beantwortet bis Dezember tatsächlich 53 Anfragen nach einem Liegeplatz in unserem Hafen negativ.

Es ist schon interessant, wie groß die Nachfrage nach Liegeplätzen für Boote an der gesamten Ostseeküste ist.

Und im Oktober kommt TAHEHA wieder auf ihren angestammten Winterliegeplatz im Bereich des Grillplatzes; auf den "Schrottplatz" für Stahlboote. Darauf wartend, die wieder angefallenen Roststellen zu beseitigen, den Aus- und Einbau einer neuen Pantry über sich ergehen zu lassen, hier und da neue elektrische Verbindungen erstellen zu lassen und den üblichen Wahnsinn an Farbarbeiten im Uner- und Überwasserbereich stattfinden zu lassen.

Ach ja, in der kommenden Saison hat der Skipper sich vorgenonmen, wieder regelmäßige Logbucheintragungen vorzunehmen.

Zumindest hat er das seinen Schülerinnen und Schülern in dem von ihm im Winterhalbjahr durchgeführten Theorierlehrgang zum Sportbootführerschein See versprochen.

Und Versprechen soll man ja auch halten.....

 

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