Seite
Menü
Info
Sie sind hier:   Startseite > Geschichten > Begegnungen

Begegnungen

Der Wind hatte in den letzten Stunden erheblich nachgelassen. Die Sonne meinte es wirklich gut mit der kleinen Mannschaft von TAHEHA, der die Ostsee bis zum Horizont ganz alleine gehörte.
Sie hatten am Morgen in Klintholm, dem kleinen, früh in der Saison nicht überlaufenen Hafen auf der Insel Mön die Leinen losgemacht und fuhren mit etwas mehr als 3 Knoten mit Südostkurs in Richtung Swinousjce.
Mehr als 3 Wochen waren sie unterwegs gewesen und nun musste langsam wieder an den Heimweg Richtung Berlin gedacht werden.
Nach vielen verregneten Tagen und häufigen Starkwindwarnungen waren sie mal wieder nur bis Kopenhagen als nördlichstem Punkt dieser Reise gekommen.
Wieder waren im Logbuch mehr Hafentage als gesegelte Meilen eingetragen.

Fast konnte man glauben, dass die Ostsee mit dem „ Kaiserwetter „ an diesem Tag etwas wieder gut machen wollte.
Die Windfahnensteuerung war eingekuppelt, die Pinne festgesetzt und TAHEHA zog mit leichten Pendelbewegungen ihre Spur durch die immer kleiner werdenden Wellen.
Der Skipper war unter Deck gegangen, um die Position in die Seekarte einzutragen und am GPS nachzuschauen, welche Distanz bereits zurückgelegt worden war und wann etwa der erste polnische Hafen erreicht werden würde.
Und so ganz nebenbei nutzte er die Ruhe des Segelns auf Raumschotkurs, um ein wenig die Augen „ zu pflegen“.
Sie hatte es sich auf den Duchten im Cockpit gemütlich gemacht, ließ sich von den wärmenden Strahlen der Sonne ein wenig die Urlaubsbräune auffrischen und war tief versunken in die Ereignisse eines interessanten Buches.

***
Im Halbschlaf hörte er das gleichmäßige Stampfen eines Schiffsdiesels - durch den Stahlrumpf als Resonanzboden waren die Geräusche erheblich verstärkt – das immer näher zu kommen schien.
Schlagartig war er wach und auf dem Weg nach draußen.

Eine sehr hohe weiße Wand aus Stahl fuhr keine 50 Meter hinter TAHEHA vorbei. Ein Kreuzfahrer, die MS Europa, zog einen Bogen um TAHEHA.
Auf den verschiedenen Decks waren winkende Passagiere zu erkennen und auf der Nock stand ein Offizier und beobachtete mit einem Fernglas die Mannschaft auf dem einsamen Segler, der bei diesem Anblick ein wenig das Herz in die Hosentasche gesunken war.
An der Spur des Heckwassers des Kreuzfahrers war sehr gut zu sehen, dass ein deutliches Ausweichmanöver gefahren worden war.
50.000 to waren einem kleinen Segler ausgewichen, der unter automatischer Steuerung lief und dessen Mannschaft einfach ein wenig eingeschlafen war.

Ein freundliches Winken von der Nock, ein Gruß zurück, und dann hatte das große weiße Schiff TAHEHA passiert und ging wieder zurück auf seinen eigentlichen Kurs.

Ausweichregeln auf See…. ?!

Die Windfahnensteuerung wurde ausgekuppelt und der Kurs Richtung Festland mit der Hand an der Pinne gesteuert.

Powered by CMSimple | Template by CMSimple | Login