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Die MayDay Katze

Die Einfahrt in die Peene war schon bei gutem Wetter dadurch gekennzeichnet, dass der Skipper sehr genau auf die vielfach vorhandenen Tonnen achten musste.
Jetzt, bei sehr schlechter Sicht, starkem Wind aus NO und teilweise heftigen Regenböen, war es bestimmt nicht leichter den Weg bis in den Hafen von Kröslin zu segeln.
Sie wollten eigentlich über den Greifswalder Bodden Richtung Stralsund, aber das Wetter in diesem Sommer, den man fast als milden Winter bezeichnen konnte, war schon seit der Ausfahrt in Swinouszjie „ zum Abgewöhnen „.
***
Der Skipper hatte zwischenzeitlich über UKW mit einem anderen Segler geklönt, der über einen längeren Zeitraum parallel zur TAHEHA gelaufen war, dann aber südöstlich von Rügen doch Richtung Saßnitz abgedreht hatte.
TAHEHA ließ mit Raumschotkurs die kleine Insel Ruden auf Backbord Seite liegen und rauschte mit guter Fahrt Richtung Peene.
Querab von Freest, im Dunst gerade so zu erkennen, wurden die Segel geborgen, die Maschine gestartet und auf einen in den Wellen dümpelnden kleinen Kutter zugefahren, dessen Skipper mit einem Tampen winkte.
Auf Rufweite heran war schnell klar, dass bei dem anderen die Maschine ausgefallen war und Schlepphilfe erbeten wurde.
„Bis nach Kröslin vielleicht ?“
Schnell war die Leinenverbindung hergestellt und TAHEHA zog mit ruhiger Fahrt ihren Anhang durch den Tonnenstrich.
***
Ein SAR Hubschrauber näherte sich und zog zwei immer tiefer gehende Kreise über der Peenemündung. Dann mit aufgeblendeten Scheinwerfern ein Zielanflug auf den kleinen Schleppverband und dicht über den Masten ein Abschwenken und Abflug Richtung Nord.

Was das wohl sollte? Schaufliegen für eventuelle Besucher von Peenemünde? Oder wollten die uns nur zeigen, wie gut sie fliegen können? !

Querab der im Schilf versteckten Einfahrt in den alten Hafen der ehemaligen Sicherungsboote der DDR machte der Skipper des Kutters Handzeichen, dass er nunmehr doch nur bis zu dieser Einfahrt gezogen werden wollte. So wurde noch einmal Schwung geholt, die Leinenverbindung gelöst und der Kutter verschwand in der Einfahrt.
***
TAHEHA fuhr langsam die Peene aufwärts.

Achtern kam ein Seenot Rettungskreuzer der DGZRS auf. Er fuhr in etwa 300 m Abstand hinter TAHEHA her und bog dann auch in die Hafeneinfahrt von Kröslin ein.
An den Stegen dieser modernen Marina waren viele Boxen mit Sportbooten belegt. Entweder waren die Besatzungen in der Kneipe oder sogar nach Hause gefahren. Bei diesem Wetter kein Wunder.

TAHEHA wurde in eine freie Box gefahren und der Skipper und sein Frau waren gerade dabei die Leinen zu belegen, da tauchte ganz langsam der Bug des Seenet Rettungskreuzers keinen Meter hinter dem Heck von TAHEHA auf.

Im Bugkorb stand der Vormann und rief laut zur Brücke hinauf:“ Wir haben ihn!“

Ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn der Bug eines Rettungskreuzers so dicht und so hoch hinter einem ist.
Ein fragender Blick in die Runde- nur triefnasse Boote, sonst keine Menschenseele.
Der nächste fragende Blick ging Richtung Vormann:“ Wen habt Ihr? -----„

Kurz und knapp: „ Dich !“

Der Vormann lehnte sich weit über den Bugkorb des Seenotrettungskreuzers und guckte interessiert in den weit offenen Niedergang von TAHEHA.
„ Du solltest Deiner Katze mal klarmachen, dass sie nicht permanent die Ruftaste des UKW Gerätes drückt….!“
Irritiert blickte der Skipper in den Salon, auf den Kartentisch an Steuerbord Seite und auf die dort gemütlich ausgebreitete Bordkatze LISA.
Große und schwarz lag sie dort, quer über dem Handsprechapparat der UKW Anlage.
Der Skipper hatte ihn - als das Leinenmanöver notwendig wurde - nicht wieder in die dafür vorgesehene Wandhalterung gedrückt, sondern einfach auf den Kartentisch gelegt. Dummerweise aber so, dass die Ruftaste nach oben zeigte. Und darauf lag dann nun schon seit mindestens einer Stunde Katze LISA und schlief.
Mit ihrem Gewicht hatte sie den auf 16 eingestellten Not- und Anrufkanal eingeschaltet und ebenso lange blockiert.
Durch den ausgesendeten Träger hatte die DGZRS TAHEHA anpeilen können und in der Annahme, dass eventuell ein Seenotfall vorliegen könnte, den SAR Hubschrauber alarmiert und den Rettungskreuzer losgeschickt.
***
Dem Skipper wurde recht flau um den Magen.
Jetzt war ihm auch verständlich, was die eigenartigen Flugmanöver des SAR Hubschraubers zu bedeuten hatten.
Im Geiste war er schon dabei, seine finanziellen Möglichkeiten zu überprüfen…… Das konnte teuer werden!!!
Der Vormann des Seenot Rettungskreuzers war selber Segler. Mit dem Hinweis, dass es in seiner langen Fahrenszeit noch nie vorgekommen sei, dass eine Katze einen Seenot Alarm ausgelöst habe, aber auch mit dem gut gemeinten Rat, den Handapparat zukünftig wieder in die Halterung zu geben, setzte der Rettungskreuzes nach dem Befehl:“ Langsame Fahrt achteraus.!“ zurück und fuhr langsam zum Hauptsteg.
Das neben einem große Dankeschön auch eine Flasche „ Lebenserhaltener Flüssigkeit“ an Bord der Rettungsleute gegeben wurde, ist selbstverständlich.

Als ein ganz kleines Dankeschön verschwand dann auch ein etwas größerer Betrag in dem in der Kneipe aufgestellten Schiffchen des DGZRS. Als kleine Abbitte für mangelhafte Seemannschaft.
***
Im Sommer des darauf folgenden Jahres war TAHEHA wieder in Kröslin. Mit den Faltfahrrädern war die Mannschaft zu Hafenfest nach Freest gefahren. Auch die DGZRS war vertreten und hatte „open ship“. Als der Skipper und sin Fru das Schiff betraten wurden sie mit den Worten empfangen: „ Na, wie weit seid ihr mit dem Training Eurer Katze LISA ? Hat sie schon ihren Funkschein gemacht?„

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