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Meine Freiheit

Das die Freiheit, die ich auf dem Wasser suche!

 

Ich fühle mich schon frei, wenn die Leinen von TAHEHA los geworfen sind, das Boot sich langsam von seinem Liegeplatz im Hafen entfernt und in die Wismarbucht hinaus steuert.

Frei, denn ich kann selber bestimmen wie schnell oder langsam ich vorankommen will, ob ich den Motor weiter brummen lasse oder die Segel hochziehen will, ob ich ein Ziel habe, das ich unbedingt erreichen möchte oder ob ich einfach so auf dem Wasser sein will.

Frei für einen kurzen Augenblick meines Lebens.

Wenn der Wind mit drei oder vier Windstärken, möglich noch als Raumschotbrise, das Boot vorantreibt und seine Heckwelle hinter uns bleibt, fühle ich auch diese besondere Freiheit. Der Wind und das Wasser als eine Einheit geben mir das Gefühl mit meinem Boot irgendwie dazu zu gehören. Ich darf teilhaben an dem Ganzen.

Die Bucht weitet sich und der Blick zum Horizont endet im scheinbaren Nichts, obwohl ich weiß, das es dahinter weitergeht; da liegt wieder Land, da stehen Menschen am Ufer und schauen vielleicht in meine Richtung, zum Horizont der da scheinbar im Nichts endet. Doch da bin ich in meiner Freiheit.

Dann verschwinden die Ufer langsam im Dunst und ringsum ist nur Wasser, der Wind und das Boot.

Der Horizont ist ringsum, scheinbar endlos ist die Weite und doch grenzt sie an Ufer, an Inseln. Ufer, an denen Häfen liegen, bereit dem Boot für die Dunkelheit der Nacht einen sicheren Steg zu geben. Und schon endet die Freiheit.

Angebunden mit Festmachern, durch Fender abgesichert gegenüber anderen Booten, die, wenn vielleicht auch nur für diese Nacht, ihrer Freiheit beraubt an den Stegen festgemacht sind.

Doch da sind auch stille Buchten hinter den Inseln in denen man einfach den Anker fallen lassen kann. Auch an Ketten oder Tauen festgehalten, um vom Wind oder dem Wasser nicht hinaus getrieben zu werden

Aber das ist ein Zugeständnis. Vor Anker liegend kann man, obwohl angebunden, die Freiheit genießen. Hier gelten nur die von mir festgelegten Zwänge; hier kann ich einfach sein ohne das andere mir sagen, was oder wie ich etwas warum so oder so machen soll. Ich bestimme, frei von anderen.

Und doch muss ich hier auch weitere Zugeständnisse machen: Der Wind kann drehen oder zunehmen, sodass mein Ankerplatz unsicher wird. Hier bestimmt nicht die Hafenordnung sondern die Natur.

Der Blick in den Himmel mit seinen Wolkengebilden, das Beobachten des Wassers mit seinen Strömungen oder die Wahrnehmung der Veränderungen des Windes grenzen meine Freiheit ein und machen mich abhängig. Aber diese Grenzen, durch die Natur gegeben, gehören auch zu meiner Freiheit.

Und wenn die höher werdenden Wellen das Boot immer stärker durch schütteln, wenn die Segel prall gefüllt im Wind stehen und die Gischt anfängt über das Deck zu sprühen, zeigt mir die Natur die Grenzen meiner persönlichen Freiheit auf. Es hat keinen Sinn sich gegen diese Naturkräfte zu stemmen. Auch hier habe ich die Freiheit mich mit diesen Kräften zu engagieren, auf sie einzugehen und meine Entscheidungen zu fällen.

Ich habe auch die Freiheit zu entscheiden, ob ich dick in Ölzeug eingepackt den prasselnden Regen im Gesicht spüren oder den Horizont eben vor dem Schiff erleben möchte, wenn dicke Nebelplaggen den Rest der Welt verschwinden lassen und ich erkennen muss, wie hilflos ich in solchen Situationen bin.

Wenn dann in ruhigerem Fahrwasser Tonnen und Priggen meinen Kurs bestimmen oder eine Klappbrücke mir bis zur nächsten Öffnungszeit den weiteren Weg versperrt, fühle ich mich schon wieder in meiner Freiheit eingeengt. Hier bestimmen andere und nicht ich darüber, wie ich mich zu verhalten habe. Natürlich ist mir bewusst, dass meine Freiheit dort ein Ende hat wo die Freiheit der anderen beginnt, die da diese Brücke benutzen müssen um ans andere Ufer zu kommen.

Natürlich ist mir auch bewusst, dass meine Freiheit auch nur temporär ist. Denn auch ich muss irgend wann einmal wieder in den Hafen zurück, muss das Boot wieder anbinden und mich den Sachzwängen unterwerfen, die das tägliche Leben für jeden von uns mit sich bringt.

 

Aber ich habe ja die Freiheit, irgendwann wieder hinauszufahren.

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