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Seit 4 Tagen lagen sie nun schon in dem kleinen Hafen an der schwedischen Ostküste und warteten darauf, dass der starke Westwind nachlassen würde.

Sollte man den Begriff Hafen mit Kaimauern, Landungsbrücken und Kränen in Verbindung bringen, so war davon hier nichts vorhanden. Na ja, eine Kaimauer sollte wohl vorhanden sein, wenn die derzeit mit viel Lärm und Staub verbundenen Bauarbeiten beendet sein würden.

Eigentlich war dieser Hafen nichts Besonderes; eine recht massive Packung von Felsen im Halbkreis hinter einer Huk ins Meer geschüttet umrahmt ein etwa 100 x 100 m großes Becken, in dem einige Segelboote in 3 ´er Päckchen dicht hintereinander liegend neben kleinen Fischerbooten gerade mal so Platz gefunden hatten.

Wenige kleine Fischerhütten schmiegten sich an die steil ansteigende Kliffkante und ließen gerade noch Raum für eine schmale Straße, auf der überraschend viele Autos versuchten, schrittweise voran zu kommen und eventuell einen Parkplatz zu ergattern.

Und davon gab es hier nicht sehr viele...

Ein steiler Weg, teilweise durch Holzstufen unterbrochen, windet sich hinauf auf die fast baumlose Hochfläche einer sanft gewellten Dünenlandschaft. Braune Kühe stehen stumm wiederkäuend mitten auf Wiesen und Wegen; ihre großen Augen schauen verwundert auf die Menschenschlangen, die sich unaufhörlich zu den etwas verloren in der Landschaft stehende Ale-Steinen bewegen.

Eine Steinsetzung hoch über der Ostsee, die schon viele Forscher hat verzweifeln lassen in dem Versuch, einer Deutung dieser in Skandinavien einmaligen Felsformation näher zu kommen. Mythen und Sagen ranken sich um diesen Ort, der Anziehungspunkt für so manche Busladung von Touristen aus Nah und Fern ist.

Und dann gibt es noch einen– für uns vorrangigen Grund- diesen kleinen Hafen anzulaufen.

Lachs!

Eine kleine, aber weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Fischräucherei drängt sich zwischen Kliffkante und Meer. Lachs in allen Variationen, kalt oder warm, zum Hier-Essen oder zum Mitnehmen, geräuchert oder gekocht, mit vielerlei Gewürzen versehen.... Einfach köstlich!

Auch die Mannschaft von TAHEHA konnte den Reizen dieser Köstlichkeiten nicht widerstehen und reihte sich in die Schlange der Wartenden ein.

„Bitte zwei Mal warmen geräucherten Lachs mit Kartoffelsalat!“

Und dann noch mal eben 1 Kilo zum Mitnehmen...wir gehörten dann auch zu den vielen Blauen-Plastik-Beutel-Trägern, die so manches Kilo Fisch aus der Räucherei in Autos oder auch Boote trugen.

 

Gegen Abend des zweiten Tages hatte hinter TAHEHA ein Motorsegler mit dänischer Nationale im Päckchen festgemacht. Viele Hände halfen Leinenverbindungen zu stricken, Kabel für die Stromversorgung zu verlegen.( Bei durch die Baumaßnahmen bedingten nur zwei Steckdosen ein Knäuel, das jeglichen DIN-Vorschriften widersprach ) Aber Segler helfen sich halt, wo es geht.....

Dann war Ruhe im Hafen. Fast! Der Skipper von TAHEHA wurde gegen Mitternacht wach, als tastend leichte Schritte über das Deck schlichen. Dann ein Kratzen und Schaben offensichtlich aus dem Cockpit. Leise schob der Skipper das Luk auf und konnte gerade noch sehen, wie ein kleiner schwarzer Schatten fluchtartig das Boot verließ und in den Steinen der Mole verschwand.

Der Rest der Nacht verlief ruhig.

Morgens herrschte einige Unruhe im Hafen. Auf einem Boot war eine über Nacht auf die Duchten gestellte Plastikbox aufgebrochen und Wurst und Käse geklaut worden. Von einem anderen Boot wurde der Verlust von Fisch gemeldet, der in einer Plastiktüte zum Kühlen auch über Nacht ins Freie gestellt worden war.

Und dann kam die Erklärung: Bei strahlendem Sonnenschein kam frech und gar nicht scheu ein Mink, ein Nerz, über die Mole gelaufen und stieg seelenruhig an Bord von TAHEHA, schnüffelte hier und da herum und sprang, als er nichts verwertbares fand, auf das Nachbarboot, von dort auf das Nächste, usw....

Das war der nächtliche Dieb.

Wir hatten unsere Freude an diesem possierlichen Tier, das uns noch einige Male besuchte und eines Tage sogar, sichtbar stolz, einen kleinen Aal vorführte, den er offensichtlich selbst gefangen hatte.

Diese Begebenheit hatte dazu geführt, dass sich einige Skipper oder deren „ Olsch“ zum Klönen zusammensetzten und Erfahrungen über das Segeln, das Wetter, die Welt und was sonst noch ausgetauscht wurden.

AMANDA, so der Name des dänischen Motorseglers, war auf dem Weg zum Götakanal und ihr Skipper baute fleißig an einem ( letztendlich viel zu dicken, weil aus einem „ weggefundenen“ Restholz der zukünftigen Hafenmole bestehenden) Fenderbrett.

Wie auf TAHEHA waren auch auf AMANDA typischerweise alle Werkzeuge vorhanden, bis auf das, was gerade gebraucht wurde.

Aber in irgendeiner Werkzeugkiste auf irgendeinem anderen Segelboot findet sich auch das bestimmt noch.....

So auch in diesem Fall: Das Fenderbrett von AMANDA bekam seine Bohrungen und richtig seemännische Tampen. Und dann ließ der Wind nach und die kleine Gemeinschaft von Seglern aus vielen Nationen löste sich auf. Die Einen trieb der Wind gen Nord mit Ziel Stockholm oder Götakanal, die Anderen waren auf dem Weg retour in ihre Heimathäfen und der Kurs von TAHEHA war auf Bornholm abgesetzt.

Einige Wochen später war TAHEHA auf der Heimreise und hatte im Sportboothafen von Dragör festgemacht. War hier nicht der dänische Motorsegeler mit dem selbst gebauten Fenderbrett zu Hause?

Bei einem Rundgang durch den Fischereihafen wurde AMANDA verlassen und ruhig an ihren Festmachern ziehend gefunden.

Bei dem Versuch, eine Nachricht in Form eines selbst gemalten Bildes an Bord zu bringen, wurde der Skipper von der aufmerksamen Crew eine Nachbarbootes recht nachdrücklich befragt, was er denn auf fremden Booten zu suche habe?

Eine kurze Erklärung der Situation und schon wurden telefonisch die Eigner von AMANDA über den Besuch informiert.

Und abends saßen dann Bent und Ditte mit ihrem Enkelsohn an Bord von TAHEHA und wieder wurden einige Stunden bei einem Tee ( oder so ) verklönt.

Am darauf folgenden Tag machten sich der Skipper und seine Admiralin landfein, um einer Einladung in das Haus der beiden Dänen zu folgen. Der er hyggelig; der Nachmittag wurde bei einem tollen Smörgasbröd und einem guten Tropfen Wein schnell zum Abend und als sie das Haus verließen, hatten sie neue Freunde in Dänemark gefunden.

Später, kaum das TAHEHA wieder in ihrem Heimathafen lag, waren schon Erste Grüße und Bilder aus Dänemark auf dem Rechner aufgelaufen.

Und das werden bestimmt nicht die Einzigen bleiben...

 

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