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Erleben eines Hafenmeisters

 

Aus dem Erleben eines Hafenmeisters...

 

Pfingsten stand kurz vor der Tür und viele Segelkameraden rüsteten die Boote aus, um an dem diesjährigen Pfingsttreffen in Rerik teilzunehmen.

Ilca hatte einen schönen Aushang in den Schaukasten gehängt ...und niemand kam zu dem vorgesehenen Treffen um 1100 am Fahnenmast. Doch! Ein Seglerpaar hatte der Information geglaubt und stand dann recht verloren zum vorgegebenen Termin einsam am Fahnenmast......

Alle anderen Teilnehmer waren bereits am Freitag oder am frühen Samstag losgefahren und trafen dennoch rechtzeitig in Rerik zur gemeinsamen Fete ein.

Also Ruhe im Yachtclub Wismar ?

Weit gefehlt, denn bereits am frühen Vormittag standen Maststellen und Slippen diverser – angemeldeter und mehrheitlich nicht angemeldeter - Boote an.

Für eine Familie aus dem Hannoveranischen wurde das „mal eben Slippen“ zu einer ganztägigen Veranstaltung.

Das gekaufte Motor/Segelboot und der nagelneue Trailer wollten partout nicht zueinander passen und erst nach mehrstündigen Versuchen wurde auf das Angebot des Hafenmeisters zurück gegriffen, das Boot per Kran aus dem Wasser zu holen.

Eigentlich kein Problem, aber als das vermalledeite Boot selbst nach 5 vergeblichen Versuchen nicht horizontal in den Gurten hängen wollte, wurde selbst der sonst an vieles gewöhnte Hafenmeister etwas unruhig.

Die (Er-) Lösung kam dann nach einer kurzen aber wichtigen Aussage des Bootsbesitzers: Im Boden des Bootes befanden sich 650 Liter Ballastwasser, das bei jedem Hiev freudig mal nach vorne und mal nach achtern schwappte.!

Auslaufen lassen und Rest abpumpen und schon ging auch dieses Boot schön gerade aus dem Wasser und hing dann noch für mehr als eine weitere Stunde über dem Trailer, an dem alle Auflagepunkte neu eingestellt werden mussten.

 

Es war schon fast 2000 Uhr, als das Gespann endlich Richtung Hannover vom Gelände des Yachtclubs rollte....

 

Zwischenzeitlich wurde mal eben der Rasen gemäht, mussten einige wenig einsichtige Vereinsmitglieder gebeten werden, ihre Autos nicht an der Kaikante, sondern auf der u.a. dafür vorgesehenen „ Multifunktionsfläche“ abzustellen. ( Es war wohl ein Witzbold, der das neben dem Kran stehende Halteverbotsschild abgeschraubt, umgedreht und mit Sichtweise von See wieder angeschraubt hat...?!)

 

Und auch das nächste Boot, das auf einem Trailer aus dem fränkischen angereist ( und vorab auch angemeldet) war, verursachte einen ganztägigen Einsatz.

Boot in die Gurte hängen, ins Wasser verbringen, problemlos.

Aber dann schlug auch hier der berühmte Mr. Murphy zu:

Die vorhandene Jütteinrichtung war noch nie benutzt worden und sollte unter Anleitung des Hafenmeistern und weiterer Helfer in Funktion gehen.

Dafür wird der Mast einfach nach achtern geschoben bis der Mastfuß in den Mastschuh passt und der Mastbolzen eingeschraubt werden kann.

Dafür muss der Bolzen aber auch vorhanden sein!!!

War er aber nicht! Selbst heftiges Suchen im ganzen Boot und im Schleppfahrzeug blieben negativ.

Also ab zum Baumarkt und VA Gewindestange gekauft; auf Länge geschnitten und mit Scheiben und Muttern versehen sollte das ein guter Ersatz sein.

Die Familie kam nach längerer Zeit trotz Besuches mehrerer Baumärkte in der Umgebung ohne Gewindestange zurück. ( Auch so kann man die schöne Stadt Wismar und das Umfeld erkunden).

 

Aber irgendein Kobold hatte dann doch ein Einsehen und zauberte den lang vermissten Mastbolzen einfach in ein Schap im Boot und schon konnte der Mast gestellt werden.

Aber auch hier schlug-im wahrsten Sinne des Wortes Mr. Murphy wieder zu und der Skipperin eine heftig blutende Kopfplatzwunde, weil die Rolltrommel einfach mal auf das Haupt besagter Skipperin hinunter sauste.

Hafenmeister als Ersthelfer und schnell wurde eine sach- und fachgerechte Erste Hilfe Leistung vollbracht. ( Das der einsetzende Nieselregen den Kopfverband nach und nach durchweichte und das angetrocknete Blut langsam zu einer Veränderung der Haarfarbe führte, machte aber der Skipperin offensichtlich wenig aus).

Es war schon gegen 1900 Uhr, als das Boot endlich Richtung Kirchsee startete, wo die Familie ein Feriendomizil gemietet hatte.

 

Und es war schon gegen 2200 Uhr, als der Skipper völlig durchnässt auf einem Fahrrad wieder im Yachtclub auftauchte, um sein Trailergespann abzuholen.

„ Ist ja doch weiter als gedacht, von Niendorf bis zum Yachtclub!“ war der einzige Kommentar.

 

So nebenbei lief das normale Hafenmeistergeschäft: Aufkleber und Stander verkaufen, Quittungen schreiben, die Fragen von Gästen beantworten, weitere Masten stellen usw.

 

Ach ja; der 500 ste Gastlieger ( seit 2010 ) konnte begrüßt werden und der diesjährige Bademeister, der erste, der ins Wasser fällt, konnte gekürt werden

Gratulation Gunter!

 

Hartmut

 

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