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Man trifft sich zweimal

Zufälle

 

Sie lagen mit ihrem Boot in einem kleinen Hafen im Guldborgsund. Das Wetter war mal wieder nicht unbedingt dazu angetan, den diesjährigen Segelsommer in höchsten Tönen zu loben; Starkwind und Regen heute, Sonnenschein und warme Temperaturen ( so um die 20 Grad Celsius ) gestern und vielleicht auch wieder morgen.

Zum ersten Mal war der 7 jährige Enkel, der irgendwann einmal den Wunsch geäußert hatte, mit Oma und Opa, beide jetzt Rentner mit unendlich viel Zeit, „ auf See „ zu gehen an Bord von TAHEHA .

Und nun waren sie schon 5 Tage unterwegs und hatten mehr Hafentage als Segeltage im Logbuch zu stehen.

Aber segeln oder mit Opa in einem Schlauchboot auf Erkundungstour ans Ufer zu paddeln ist ja ganz schön. Aber in einem Hafen herum zu strolchen und mit anderen Kindern zu spielen ist noch viel spannender. Und so ist es in fast jedem Hafen immer wieder interessant zu sehen, wie schnell sich Kinder, die verschiedene Sprachen sprechen, anfreunden, gemeinsam auf Entdeckertouren gehen oder stundenlang mit den unterschiedlichsten Angeln oder Köchern versuchen, Krebse, Muscheln, Krabben usw. aus dem Wasser zu holen.

Praktiziertes multi-kulti Europa.

In diesem Hafen war es aber etwas anders. Nur ein anderer Junge fuhr mit seinem Roller auf dem Steg umher. Aber nicht lange, dann hatten sich die beiden Jungmatrosen zusammen-getan und tobten den ganzen Tag über auf der nahe gelegenen Baustelle herum oder warfen mit zunehmender Begeisterung Steine in das Hafenbecken.

Das dabei mal der eine oder andere Schuh etwas nass wurde, weil man mal eben etwas ins Hafenbecken gerutscht war, oder aber die mehrfachen Ermahnungen überhört wurden, nicht zu spät zum Abendessen zurück zu kommen, war einfach normal.

Als dann abends die Großeltern den Jungmatrosen fragten, wie denn der neue Spielkamerad heißen würde, bekamen sie zur Antwort, dass das im Eifer des Spieles überhaupt nicht angesprochen worden war.

Und wie in bei Tourenseglern so üblich, machten am nächsten Morgen die Boote die Leinen los, um einem neuen Ziel entgegen zu fahren.

Ein neuer Hafen, neue Freunde, neue Spiele.

„Da am Ende des Guldborgsundes soll ein ganz netter Hafen liegen, da können wir doch bestimmt auch hinfahren“..... hörten abends Oma und Opa von ihrem Enkel.

Na warum denn nicht...

Und bald stellte sich heraus, dass die beiden Jungmatrosen sich heimlich für den nächsten Hafen am Ausgang des Guldborgsundes verabredet hatten.

Als dann am frühen Nachmittag der kleine Hafen in Sicht kam, stand dort schon der bislang namenlose Spielkamerad und nahm freudig die Leinen zum Festmachen entgegen.

Und dann wiederholte sich das gleiche Schauspiel wie in den Häfen davor: Schnell waren es 4 Jungen, die gemeinsam an der Kaikante hingen und mit einem Köcher allerlei Getier heraus fischten und in einem Eimer sammelten. Dänische, schwedische und deutsche Gemeinschaftsarbeit ohne jegliche Sprachschwierigkeiten.

 

Später am Nachmittag standen dann die Eltern des vom letzten Hafen nun schon bekannten Spielkameraden am Kai und waren schnell zu einem Bier an Bord geladen.

Man kam ins Gespräch und dann kam die Erinnerung......

Vor etwa 20 Jahren hatte der Skipper der TAHEHA in Berlin einen Kurs in Erste Hilfe Maßnahmen bei Unfällen auf hoher See für zukünftige Weltumsegler oder Charterschiffsführer angeboten, in dem neben dem Führen von Medicogesprächen, dem fachgerechten Einsatz von Medikamenten oder Infusionen u.a. auch das Nähen von Wunden geübt wurde. Praxisnah an Eisbeinen!

Und sehr bald stellte sich heraus, dass die beiden an eben diesem Lehrgang teilgenommen hatten, bevor sie zu ihrer mehrjährigen Weltumsegelung gestartet waren.

 

„ Mensch sind Sie nicht ?! Sind Sie etwa ...?!

Schnell waren alle beim Du und dem nächsten Bier und dann erzählten sie von den vielen Erlebnissen während ihrer Weltumsegelung, von fremden Ländern und einsamen Inseln auf denen sie als Adam und Eva gelebt hatten. Und davon, dass sie die Erfahrungen aus dem Lehrgang glücklicherweise nur sehr selten hatten anwenden müssen.

Jetzt leben sie wieder in Berlin weil ihr Sohn in eine Schule gehen musste. Wie -erinnerte sich der Skipper von TAHEHA- hieß doch noch der Arbeitstitel von Papieren, die ihn vor Jahren per Post erreicht hatten – „ Wir Leben das wovon Ihr träumt „?! Und wie stand es doch auf ihrer Visitenkarte von damals: No job, no worries, no fixed address, no money, Weltumsegler!

Sie hatten sich ihren Traum erfüllt. Und in Erinnerung an diesen Traum haben sie ihrem Sohn den Namen Moana gegeben, was auf hawaiianisch so viel heißt wie “.... die Unendlichkeit des Meeres“ ......

Vielleicht treffen sich die beiden Jungmatrosen mal in Berlin. Denn so weit leben sie nicht voneinander entfernt im selben Stadtteil..

Wie hat mal ein Philosoph geschrieben? Man trifft sich im Leben immer zwei Mal.

 

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